Überlegungen zur Beratung und Therapie von abhängigen oder suchtgefährdeten Menschen mit geistiger Behinderung.
In: Psychotherapie im Dialog, Nr. 2, Juni 2008, 9. Jahrgang, S. 152ff.
Zusammenfassung:
"Der Verlust des Selbstwertgefühls und die kompensatorische Funktion der Sucht sind zwei wesentliche Merkmale jeglichen Suchtverhaltens. Gerade Menschen mit einer geistigen Behinderung stehen in einer Gesellschaft, die sich immer radikaler dem Leistungs- und Verwertungsstandpunkt unterwirft, immer mehr in der Gefahr, an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden und deshalb ein realistisches Selbstkonzeot durch das illusionäre, welches legale und illegale Suchtmittel bieten, zu ersetzen.Auf der anderen Seikte können in einer zunehmend versüchtelnden Gesellschaft bestimmte behindertenpädagogische Grundsätze wie Normalisierung und Selbstbestimmung eine paradoxe Wirkung entfalten und das Risiko der Suchtgefährdung noch erhöhen. Da die traditionellen suchtpräventiven und therapeutischen Angebote für Menschen mit einer geistigen Behinderung und zusätzlicher Suchtproblematik offenbar nicht ausreichend sind, muss es spezifische Angebote geben, die ein Bindeglied zwischen Sucht und Behindertenhilfe darstellen können." (SCHINNER, 2008)